Violeta Mikić

Pausenbrief 09 | 2023

»Grundformen non-verbaler Kommunikation« VIII : Drei Phasen der Präsentation (Teil 1)

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in diesem wie dem kommenden Pausenbrief möchte ich Ihnen die                3 Phasen der Präsentation vorstellen. Sei es für Panels, Sitzungen, Referate oder Beratungsgespräche, jede Präsentation, die auf einer Bühne stattfindet, setzt sich zusammen aus: 1. dem Vorkontakt, 2. dem Kontaktvollzug und 3. dem Nachkontakt. Früher hat man das als "Einleitung", "Hauptteil", "Schluss" bezeichnet. Allgemein ist das sicher nicht falsch. Aber eben auch nicht ganz richtig bzw. nicht vollständig. Denn die feinen Grade der Kommunikation werden hier übergangen, die für den Erfolg einer Präsentation so unendlich wichtig, eigentlich maßgebend sind. Ein gelungener "Kontaktzyklus" – so nennt man dies in der Gestalttherapie – setzt sich aus Phasen zusammen, in denen unsere kognitiven, psychologischen und emotionalen Amplituden je unterschiedlich ausschlagen, und zu leugnen, dass es so ist, wäre aus meiner Erfahrung bereits der erste Fehler des Präsentierens.


Zur Phase 1, dem "Vorkontakt": Stellen Sie sich vor, Sie präsentieren selbst. Sie sind sich Ihres Themas, Ihrer Topoi und Ihrer Ziele bewusst. Sie haben hervorragendes Bildmaterial. Ihre Position im Betrieb ist sicher. Sie sind originell und ernsthaft zugleich. Sie kennen Ihr Publikum, und das Publikum kennt Sie, unter den Kolleg*innen sind Freunde. Und dann kommen Sie aufs Podium und etwas springt entzwei: Ihr Herz flattert, die Beine schlottern, mit dem einen Absatz knicken Sie um, Sie lächeln, aber es wirkt wie schockgefroren. Sie verstehen die Welt nicht mehr. Und das Publikum ist bloß eine Raubkatze, darauf aus, Sie zu attackieren. Was ist passiert?


Nun – Sie haben an alles gedacht, nur nicht an die Emotionen. Fachlich gesprochen: Sie haben in Ihrer Vorbereitung jene Aspekte außer Acht gelassen, die Ihren Inhalten vorgelagert sind. Sie haben das "Wie", den emotionalen Vektor der Argumente, zugunsten des "Was" übersprungen. Und mit "Emotionen" sind hier natürlich nicht die privaten und familiären Gefühlswelten gemeint. Wohl aber jene Affekte, die zu Ihrem Präsentationsgegenstand dazugehören. Auch in Fach- und Sachfragen existieren zuerst Emotionen. Die Inhalte, um die es Ihnen als Präsentierende*r zu Recht geht, lagern sich den Emotionen gewissermaßen nur an, ordnen sich diesen zeitversetzt bei. Für einige mag das gewöhnungsbedürftig sein. Von der Hand weisen lässt es sich nicht.


Gehen Sie insofern in die Selbstbeobachtung, bevor Sie Ihre nächste Präsentation ausarbeiten. Sortieren Sie, durch was Sie selbst und durch was Ihr Publikum getriggert werden kann. Organisieren Sie vor allem, welche Emotion mit Ihrem Themenziel in Verbindung steht. Emotionen sind ein Flohzirkus. Ja, springen hin und her, jucken und man weiß nie, wo als nächstes. Aber auf dem Münchner Oktoberfest konnte man beim alten "Floh-Circus" noch immer bewundern: dass Flöhe dressiert werden können. Wie diese sind unsere Emotionen nämlich ganz besondere Artisten und Athleten. Man sieht sie kaum, manche nie. Aber sie machen sich umso vernehmlicher, je weniger wir uns um sie kümmern. Bauen Sie sich deshalb für Ihren Esprit demnächst eine kleine Schaukel, für Ihre Spannung ein Trapez und für Ihren Mut ein durchsichtiges Sprungbrett –

 

auf d'Wiesn der Gefühle!

Ihre Violeta Mikić


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