Violeta Mikić

Pausenbrief 03 | 2017

Nein, nein – und noch mal nein!
Über die hohe Kunst der Absage

Liebe Leser,

mein Pausenbrief bringt mir im nunmehr dritten Jahr seines Bestehens viele wunderbare Komplimente, aber auch kuriose Reaktionen ein. Wie das gemeint ist? Das erfahren Sie in der folgenden Geschichte. Und wie immer heißt es dabei: Genießen Sie Ihre Pause. 

 

Bei einem Business-Empfang lobte ein Pausenbrief-Leser die »erfrischende Lektüre« feierlich über den grünen Klee. Im weiteren Smalltalk schlug er vor: »Schreiben Sie doch mal über online-affines Marketing.« Eben noch von seinen Schmeicheleien beseelt, hielt ich für einen kurzen Augenblick irritiert inne. Wovon noch mal gleich ist hier die Rede – Online-Affen? Dann legte der Mann nach: »Dabei könnten Sie ganz nebenbei unser Unternehmen als Profi-Dienstleister empfehlen.«  

 

Spätestens jetzt war ich endgültig alarmiert. Der charmante Herr bat mich also um einen redaktionell getarnten Werbebeitrag. Und sein nunmehr fordernder Gesichtsausdruck signalisierte mir, dass ich wohl kaum so unhöflich sein könne, ihm diese »kleine Gefälligkeit« abzuschlagen. Lag mir anfänglich noch die geschmeidige Bemerkung »Klingt interessant« auf der Zunge, hielt ich dieselbe im Zaum und gönnte mir ein paar Sekunden Bedenkzeit. Kommerziell orientierte Inhalte haben in diesem Pausenbrief schlicht und einfach nichts zu suchen. 

 

Es half alles nichts: Ich musste Farbe bekennen und dem Mann, der mich so erwartungsvoll ansah, klar und deutlich »Nein« sagen. Hier und jetzt. Dergleichen fällt vielen von uns schwer, denn die vier schlichten Buchstaben implizieren eine psychologisch hochkomplizierte Formel aus Ablehnung plus schlechtem Gewissen mal Enttäuschung hoch zwei. Doch manchmal muss man sich übertriebener Erwartungen erwehren. Das hat nichts mit Arroganz zu tun. Wer ständig versucht, Everbodys Darling (Franz Josef Strauß kreierte die herrliche Wortschöpfung »Everybodys Depp«) zu spielen, gerät schnell an seine Grenzen. Politiker wie Führungskräfte wissen, dass man es nicht allen recht machen kann. 

 

Abgrenzungen gehören zum privaten wie beruflichen Alltag. Das mitunter unvermeidliche »Nein« sollte allerdings vernünftig begründet und überzeugend vorgetragen werden, um die Einsicht des Gegenübers zu generieren. Entsprechend erklärte ich ihm in aller Ruhe, dass mein Pausenbrief im Gegensatz zu den meisten Newslettern nun mal den Charakter einer Zeitungskolumne hat, die grundsätzlich weder Produkte noch Dienstleistungen vorstellt, sondern allenfalls kommunikationsbasierte Handlungsempfehlungen erteilt. Damit war das Thema zum Glück vom Tisch, ohne dass sich mein Gesprächspartner brüskiert fühlte.  

 

Dieses übrigens frei erfundene Beispiel des »Online-Affen« steht für die gar nicht mal so seltenen hartnäckigen Zeitgenossen, die uns klare An- (und Ab-) sagen abverlangen. Ein Tipp für die Wankelmütigen unter uns: Nehmen Sie Ihr Gegenüber genau wahr, achten Sie auf Ihre inneren, intuitiven Warnsignale, lassen Sie sich nicht überrumpeln und gönnen Sie sich nötigenfalls ein wenig Bedenkzeit. Denn wie heißt es so schön: »Ein Nein zur rechten Zeit erspart viel Widerwärtigkeit«. 

 

In diesem Sinne plädiere ich für professionelle Gelassenheit –  

 

Ihre Violeta Mikić. 

 

 

 

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