Violeta Mikić

Pausenbrief 02 | 2025

Verzichten – oder die Kunst des Fastens?

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Liebe Leserinnen, liebe Leser,


der Januar ist um. Die große Fastenzeit naht, und all die guten Vorsätze vom Jahresbeginn her lassen sich prima bis Ostern etablieren. Naja, ließen sich ... etablieren. Wenn sie sich nicht irgendwo zwischen KW 3 und 4 schon wieder verkrümelt haben. Wie konnte das geschehen? Vor allem: was nun?


Die Tatsache, dass es Fastenzeiten gibt, beschäftigt mich. Zu fasten bedeutet im Grunde doch, Veränderung schrittweise hervorzurufen. Das scheint mir in sich gesund und wirkt um vieles kraftvoller, als nur gute Vorsätze zu händeln. Mit guten Vorsätzen geht es halt oft, wie es mit guten Vorsätzen so ist: In zu kurzer Zeit nimmt man sich zu viel vor und langfristig passiert zu wenig. Wer aber fastet, über einen kalendarisch und eventuell liturgisch abgesteckten Zeitraum nach sozialverträglichen Regeln handelt, für den wird Veränderung planbar. So gesehen wird auch Gesundheit planbar und womöglich selbst das Glück.

Meines sieht im Augenblick jedenfalls so aus: 


Januar           

Mehl-konsumieren-Fasten (Reaktion auf die Folgen der Weihnachtszeit,  als ich noch nicht gefastet hatte)


Februar              

Zu-wenig-stolz-sein-auf-sich-selber-Fasten (unbedingt früh im Jahr zu beginnen)


März                   

Zu-viel-einkaufen-Fasten (immer das Quentchen an der Kasse weglassen, das man sonst gern draufschlägt: 100g Lardo statt 150g; 2 Paar Socken statt 4 Paar, auch wenn 4er-Packs gerade im Angebot sind etc.)


April                   

Zucker-Salz-Fleisch-Öl-Kaffee-und-Alkohol-Fasten (mal klassisch Ostern feiern)


Mai                     

Netflix-Fasten (ohne Worte, s. auch 'Juli')


Juni                    

Freundlichkeits-Fasten (mal den supernetten Menschen in uns  weglassen)


Juli                     

Computer-Fasten (Postkarten aus Spanien schreiben!)


August              

Handyfotos-Fasten (Postkarten aus Spanien schreiben!)


September         

Zu-viele-Worte-machen-Fasten ( – )


Oktober              

Zu-früh-mit-Weihnachten-beginnen-Fasten (ich WILL wirklich keine Weihnachtsmänner zu Erntedank)


November          

Aggressivitäts-Fasten (kein Augenrollen in den Zügen der DB)


Dezember          

Amazon-Fasten (Reaktion auf die letzte Weihnachtszeit, als ich noch nicht gefastet hatte) 


Also 2026 kann kommen!

Herzlich,

Ihre Violeta Mikic.