Violeta Mikić

Pausenbrief 11 | 2017

Lachen ist die beste Medizin ...
... solange es nicht im Hals steckenbleibt

Liebe Leser,

im grauen November ist unser Gemüt besonders anfällig für triste Stimmungen. So manchem erscheint deshalb der 11.11., Auftakt der traditionellen Karnevalssession, als probates Mittel gegen Trübsinn. Der jüngst wieder auf allen Kanälen zelebrierte närrische Brauch bot mir Gelegenheit, die therapeutische Wirkung des menschlichen Humors auf den Prüfstand zu stellen. Und siehe da: Wie jede andere Medizin birgt auch das Lachen ernstzunehmende Risiken und Nebenwirkungen. Lesen Sie selbst! Und wie immer heißt es dabei: Genießen Sie Ihre Pause! 

 

Rote Schaumgummi-Nasen und clowneske Kostüme sind die harmlose Variante. Aber wenn zur Weiberfastnacht im Rheinland männlichen Passanten die Krawatten abgeschnitten werden, hört für einige Betroffene der Spaß auf. Wer zuletzt lacht, lacht am besten? Das fragte sich auch Rod Martin von der University of Western Ontario. Der Psychologieprofessor definiert vier verschiedene Arten des Humors und verweist auf ihre psychosozialen Funktionen: Die (1.) »verbindende« Variante zielt auf das gesellschaftliche Miteinander – hierzulande vertreten durch Komiker wie Mario Barth, der alltägliche, uns allen vertraute Momente karikiert. Positiv zu bewerten ist auch der (2.) »selbststärkende« Humor, der dem persönlichen Scheitern in kritischen Situationen mit reichlich Ironie die Schärfe nimmt, so unterhaltsam wie konstruktiv. Nobody‘s perfect, lautet die Message. US-Studien bestätigen: Wer diese Humordisziplin beherrscht, ist eher bereit, sowohl sich selbst als auch anderen etwaige Fehltritte zu verzeihen. Somit dürften diese beide Formen der Heiterkeit auch im Business-Alltag ihre Berechtigung finden. 

 

Nun zur Kehrseite: Der (3.) »selbstentwertende« Humor stellt laut Prof. Martin eigene Schwächen bloß, um Mitleid und Wohlwollen zu erheischen. Er impliziert eine devote Einladung, sich auslachen zu lassen, um Hänseleien zuvorzukommen. Gänzlich fehl am Platze aber ist der (4.) »aggressive« Humor, der grundsätzlich auf Kosten anderer geht. Vermeintlich witzige Sticheleien wirken verletzend und bergen ein hohes Konfliktpotenzial – eine emotionale Lawine, die durch unbedachte höhnische Bemerkungen ausgelöst wird und irreparable Folgen haben kann.  

 

Fest steht: Zwischen harmlosem Necken und respektlosem Herunterputzen besteht ein himmelweiter Unterschied, gleichermaßen wie zwischen augenzwinkernder Selbstironie und Unterwürfigkeit. Freilich sind die Grenzen fließend. In der Schweiz forscht man derweil an den moralischen Aspekten jener Spielarten des Humors sowie ihren ökonomischen Auswirkungen im Unternehmensalltag. Ein wahrlich explosives Minenfeld! Wer es trittsicher zu durchqueren vermag, verdient Respekt. Oder um es mit den Worten Erich Kästners zu sagen: »Humor ist der Regenschirm der Weisen.« Den können wir gerade im November gut brauchen! 

 

In diesem Sinne verbleibe ich wolkig bis heiter:  

 

Ihre Violeta Mikić

 

 

 

 

 

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