Violeta Mikić

Pausenbrief 12 | 2023

Weihnachtsrequisiten

Liebe Leser, liebe Leserinnen,

der Dezember ist da und mit ihm die Zeit der Requisiten. Unsere Häuser und Straßen füllen sich mit Sternenketten, Goldstaub, Kerzen, Keksen und Kugeln. Was läge näher, als den Abschluss meiner diesjährigen Themenreihe "Grundformen non-verbaler Kommunikation" auch den Requisiten zu widmen, freilich jenen, die unsere betrieblichen Abläufe bestimmen.


Die Requisiten unserer Meetings und Präsentationen nennen wir "Arbeitsmaterial". Darin liegt meines Erachtens schon eine subtile Herabsetzung. Zumindest eine Irritation, was den Selbstwert unserer Arbeit anlangt. Sie könnten mich fragen, warum sollen wir die Gegenstände, die wir zum Arbeiten brauchen, nicht als Material bezeichnen? Vielleicht wird es klar, wenn ich antworte, dass Beamer, Pulte, Flipcharts, Stifte und Mikros Objekte sind, die zur Charakterisierung einer Figur oder Szene beitragen! Nicht die Objekte selbst erledigen ja die Arbeit, sondern wir im Austausch mit unseren Objekten. Das Arbeitsmaterial ist insofern ein Teil von uns. Doch sind wir selbst kein Arbeitsmaterial, oder?


Anders ausgedrückt: Neben den immateriellen Bausteinen einer guten Präsentation tragen sämtliche Gegenstände, mit denen wir uns auf der Bühne zeigen, zu unserer Botschaft bei. Alles redet! Nennen wir die Objekte schließlich bei dem Namen, die sie in der Theaterarbeit haben, bekommen unsere eigenen Auftritte sofort eine kreative Würze. Wer "Requisit" zu seinem Mikroport sagt, wird definitiv anders damit sprechen. Probieren Sie es aus!

Handwerklich gesehen ist ein Faktum, dass mit der bewussten Einstellung zum Zubehör eine ganze Präsentation stehen oder fallen kann. Wer lieblosen Kontakt zu den Gegenständen seines Umfelds hat, wird energieleer wirken. Vermittelt jemand gar den Eindruck, dass überhaupt kein Kontakt zur unbelebten Mitwelt besteht, überträgt sich das rasch aufs Publikum. Die "belebte Mitwelt" Ihrer Präsentation wird sich in solchem Fall bald selbst kaltgestellt fühlen.


Insofern gilt, unseren Materialien einen dramaturgischen Auftrag zu erteilen. Dabei hilft zu wissen, dass die Gestaltung und Verwaltung aller spielbaren Objekte in einem Theater einer/einem eigens dafür ausgebildeten Requisitenmeister*in untersteht. Die kleinste Scherbe (immer noch aus Zuckerglas gefertigt im Theater, da des Arbeitsschutzes wegen auf Bühnen kein Echtglas eingesetzt werden darf...) wird liebevoll angefertigt und in seiner ganz speziellen Funktion dem Spiel zugewiesen. Von diesem großen Ernst für die kleinen Dinge an der Seite können wir uns viel abgucken. Unsere "Arbeitsmaterialien" sind Zierde, nicht Last. Eigentlich wie beim Christbaum: Wer dächte schon, dass der Baumschmuck die Weihnachtsbotschaft stört?!

 

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen glänzende Präsentationen,

recht frohe Weihnachten & eine gute neue Zeit,


Ihre Violeta Mikic.