Violeta Mikić

Pausenbrief 12 | 2025

Heute ist ein schöner Tag, um glücklich zu sein

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

er sei ein durch und durch "glücklicher Mensch". Vor Ungeduld, was der neue Tag ihm Glückliches bringen mag, müsse er oft schon Stunden, bevor der Wecker klingelt, aufstehen, "ehrlich". So war kürzlich der Darsteller der Comedy-Figur Atze Schröder in einer Talk-Show zu hören. Klar, die Sache kann man auch windig finden. Atze Schröder ist eine Kunstfigur, und wer der Mann, der ihn spielt, wirklich ist, weiß keiner. Ich könnte Atze Schröder also fragen, sag mal, Atze, und was ist, wenn der Typ, der Dir die Identität gibt, gar nicht so glücklich ist, wie Du sagst – wie kannst Du es dann sein? 


Nun, was bei Atze Schröder zwischen Schein und Sein abgeht, können wir heute nicht austüfteln. Ich finde an der Sache aber richtig spannend, dass es ums Glück geht. Und kaum ist mal jemand glücklich, entlarvt man ihn schon. Ach, der spinnt doch..., sagt die innere Stimme. Gibt es da irgendeine, tief in uns nistende Abwehr gegens Glücklichsein, jenseits aller Hoffnungen, dass das gute Leben auch bei uns klingelt? Ist es vielleicht gar nicht mehr möglich, dauerhaftes Glück zu erleben angesichts des Zustands der Welt? – Nein und nochmals nein!


Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass man sich zum Glücklichsein entschließen kann. Yes, dass es das gibt, was der Darsteller des Atze Schröder sagt. Mehr noch: Glück ist planbar! Und gute Laune ist planbar! Und dafür braucht niemand Atzes Wuschelperücke.


Es beginnt damit, dass man einfach anfängt mit diesem Glücklichsein. Letzte Woche hatte ich mir verordnet, die ganze Adventszeit hindurch bewusst die schönen Dinge zu betrachten. Alles, was so beschaffen ist, dass ich mich glücklich fühle, sobald ich mich damit beschäftige. Und ehrlich gesagt, schon in dem Moment dieser Entscheidung, fühlte ich mich glücklich! Probieren Sie's. Es ist lächerlich, wie leicht es ist. Man muss sich nur oben halten, nicht gleich einknicken, bloß weil wieder jemand im Bus ohne Earpods mit seiner Oma telefoniert. Die frühe Dämmerung genießen! Die warmen Handschuhe, wenn es kalt ist! Den Dampfwirbel über der heißen Teetasse! Den allerallerletzten Marienkäfer! Diese unglaublich verrückten Pünktchen auf dem Tier, das obendrein glänzt wie eine Christbaumkugel! Diese Zauberdinge liegen gleich neben, über, vor uns. Okay, scheint alles mini. Aber ein Minimum kommt zum anderen Minimum, und irgendwann ist es ein Maximum, das sich in unseren Körper, der Projektionsfläche ist, eingespielt hat.


Also: Heute ist ein schöner Tag, um glücklich zu sein. Nicht morgen. Heute. Jetzt.


Ich wünsche Ihnen allen eine glückliche, bewusst gestaltete Vorweihnachtszeit, frohe Festtage & guten Rutsch ins neue Jahr!


Ihre Violeta Mikic.