Pausenbrief 06 | 2018
Auf der Suche nach dem Glück
Was macht unser Leben wirklich wertvoll? Ziehen Sie doch einmal Bilanz!
Liebe Leser,
viele gut gelaunte Menschen sind mir in diesen herrlich frühsommerlichen Tagen auf den Straßen begegnet: verliebte Paare, ausgelassen feiernde Jugendliche, freundlich grüßende Senioren. Und dann wiederum so manch getrübte Miene. Etwa nach dem verlorenen WM-Spiel der Deutschen gegen Mexiko. Wie ist es bestellt um die menschliche Glückseligkeit? Bloß ein flüchtiger, temporärer Gefühlszustand? Kann man das Glück beim Schopf packen, irgendwie festhalten? Lesen Sie selbst. Und wie immer heißt es dabei: Genießen Sie Ihre Pause!
Erfolge lassen sich beziffern. Gewinne in Tabellen eintragen. Pokale ins Regal stellen. Aber das Glück will in keine Schublade passen. Wer weiß schon so recht, wo der Zeiger auf der inneren Zufriedenheitsskala steht? Dabei ist dies ein ganz wesentlicher Wert, der unsere – mehr oder minder erfolgreiche – Handlungsfähigkeit bestimmt, ja, unser ganzes Leben ausmacht.
Also lassen wir es auf einen Versuch ankommen. Nehmen Sie eine beliebige Woche aus Ihrem Alltag und führen Buch. Wie viele Stunden am Tag ist die Befindlichkeit obenauf, wann und wie oft rutscht sie in den Keller? Vermutlich wird der rote (also negative) Bereich das Bild in den meisten Fällen dominieren. Das liegt nicht etwa an einer vermeintlich depressiven Neigung, sondern daran, dass wir Missmut häufig intensiver und auch länger empfinden als die ersehnte Hochstimmung. Ja, man kann wohl stundenlang mit seinem Unglück oder persönlichen Problemen hadern – aber sind Sie je über viele Stunden oder gar Tage dauerhaft richtig glücklich gewesen? Es sind eher immer wieder kurze Glücksmomente, hell aufblitzend und dann wieder schnell verblassend. Die Zufriedenheit hingegen ist ein behäbiger Zustand. Sie begleitet uns oft so selbstverständlich, dass wir sie gar nicht bemerken. Sprich: Der Kühlschrank ist gefüllt, die Partner- oder Freundschaft harmonisch, die Bilanzen stimmen. Nur wenn die Dinge aus dem Lot geraten, fällt auf, wie gut es uns eigentlich zuvor gegangen ist.
Welches Fazit lässt sich nun aus jenem »Tagebuch« ziehen? Zum einen gibt es das Ursache-Wirkung-Prinzip: Schlechte Laune hat in der Regel ihre Gründe, und die lassen sich angehen. Bei Konflikten ist eine Aussprache angesagt. Oder wenn vor lauter Grübelei der Schädel brummt, bringt ein Spaziergang um den Block frischen Wind in die grauen Zellen. Zum anderen – jetzt kommen wir zum Kern der Sache – sollten wir jene Momente bewusster wahrnehmen, in denen »alles paletti« ist. Also nicht nur die Sternstunden (oder -sekunden) der Euphorie, sondern auch und gerade Situationen der Ausgeglichenheit und Zufriedenheit. Bekanntlich lässt sich dieser grüne Bereich in unserer Statistik aktiv erweitern. Etwa durch gezielte Pausen im Arbeitsalltag, ein Innehalten im Hamsterrad des Getriebenseins, einen Plausch mit Kollegen oder ein festliches gemeinsames Essen.
»Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück« nennt sich ein Roman des französischen Schriftstellers François Lelord, in dem er seinen Protagonisten – einen gut situierten Psychiater – auf eine emotionale Forschungsreise schickt. Nach vielen Irrungen und Wirrungen stellt sich am Ende heraus, dass wahres Glück nicht nur ein Gefühl ist, sondern alle Emotionen und Erfahrungen zusammengenommen den Wert unseres Lebens ausmachen. Ich darf hinzufügen, dass es in erster Linie darauf ankommt, diese tatsächlich bewusst wahrzunehmen und immer wieder neu die rechten Schlüsse für unser tägliches Handeln daraus zu ziehen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen recht positive Bilanzen:
Ihre Violeta Mikić.
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