Violeta Mikić

Pausenbrief 05 | 2016

Kinder und Narren sagen die Wahrheit, heißt es ...
Sind alle anderen Lügner? Ein Plädoyer für die kleinen Flunkereien

Liebe Leser,

Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie heute schon geschwindelt? Noch gar nicht? Dann wird es aber höchste Zeit! Statistiken zufolge flunkert jeder von uns bis zu 200 Mal täglich. Und das ist gut so, denn ohne Lügen würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren, sagen die Experten. Wie das gemeint ist? Das erfahren Sie hier. Und wie immer heißt es dabei: Genießen Sie Ihre Pause! 

 

Im 18. Jahrhundert war von »Flinkern« die Rede – ein Begriff, der bildsprachlich an glitzernde, schimmernde Oberflächen erinnert und auch genau so gemeint war: Wer flinkerte, suchte sich möglichst glänzend (und nicht unbedingt der Wahrheit entsprechend) darzustellen. Das geschieht in den meisten Fällen ganz unbewusst, und dahinter stecken simple Motive wie Höflichkeit, dem anderen Kummer zu ersparen oder schlichtweg die Angst, eigene Schwächen zu entblößen. 

 

»Wie geht es Ihnen?« zählt zu den Fragen, die wohl selten ehrlich beantwortet werden. Und das wird auch gar nicht erwartet – schon gar nicht im Berufsalltag. Wollen Kunden, Mitarbeiter, Geschäftspartner wirklich Näheres über Ihren Gesundheitszustand erfahren? Gewiss nicht. Wer standardmäßig sein Wohlbefinden bekundet oder aber Komplimente streut, mag zwar mitunter schwindeln, doch damit schadet er niemandem. Die kleinen Lügen des Alltags bauen kommunikati­ve Brücken, sie dienen als eine Art sozialer Schmierstoff und seien damit also ver­ziehen. Selbst Haustiere setzen sie erfolgreich ein, um Leckerbissen oder Streichel­einheiten einzuheimsen, wie man dem berühmten Hundeblick entnehmen kann. 

 

Vorsicht ist angezeigt bei bewussten Täuschungsmanövern. Denn Schwindeln will gelernt sein. Allein die Körpersprache straft uns immer wieder Lügen, und dage­gen ist kaum ein Kraut gewachsen. Steht sie nicht im Einklang mit dem gespro­chenen Wort, entsteht eine Dissonanz, die selbst ein Hund instinktiv erspürt. 

 

Mein Fazit: Flunkern Sie, wo es angebracht ist – aber bewahren Sie dabei stets eine glaubwürdige Haltung! In meinen Seminaren erfahren Sie, wie das geht. 

 

Ihre Violeta Mikić.