Violeta Mikić

Pausenbrief 08 | 2018

Die Macht der Gewohnheit
... und wie sie sich überlisten lässt

Liebe Leser,

ich hoffe, Sie hatten in diesem Sommer ein paar schöne, entspannte Urlaubstage. Die meisten von uns sind inzwischen in ihre Alltagsroutine zurückgekehrt. Morgens zur Arbeit, mittags in die Kantine oder ins Café gegenüber, abends noch ein paar Mails am heimischen Schreibtisch checken – es läuft meist nach dem gleichen Muster. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, heißt es. Leider pflegen wir auch so einige schlechte (oder gar ungesunde) Angewohnheiten. Wie lässt sich der Macht der Gewohnheit ein Schnippchen schlagen? Das erfahren Sie hier. Und wie immer heißt es dabei: Genießen Sie Ihre Pause! 

 

Rund 30 bis 50 Prozent unseres Alltags sind von routinierten und nahezu automatisierten Abläufen bestimmt. Das ist auch gut so, damit wir nicht über grundlegende Mechanismen nachdenken müssen wie etwa das Gehen und der Kopf für wichtigere Dinge frei bleibt. Leider unterscheidet unser Gehirn nicht zwischen guten und schlechten Gewohnheiten. Der Griff des Rauchers zur Zigarette oder der Naschkatze zur Schokolade erfolgt genauso unwillkürlich wie der des Sportlers zu den Joggingschuhen. Und Gewohnheiten wird man nicht so einfach wieder los: Wer sich vornimmt, ab morgen auf Tabak oder Süßes zu verzichten, wird ohne konkreten Umsetzungsplan womöglich bald mit seiner Willenskraft hadern und weiter agieren wie bisher.  

 

Verantwortlich dafür sind die sogenannten Basalganglien im Gehirn. Als eine Art Handlungsgedächtnis archivieren sie all jene Bewegungsmuster, die uns einmal Wohlgefühle vermittelt haben – etwa durch den Genuss von Zucker, der den glücklich machenden Botenstoff Serotonin auslöst. Dergleichen speichern wir als »Belohnung« für eine bestimmte Aktivität ab. Diese Belohnung generiert wiederum ein neuronal verankertes Verlangen. Oft genug wiederholt, frisst sich der Pfad tief in das Bewusstsein und wird quasi automatisch abgeschritten.  

 

In ihrer Gleichförmigkeit verleiht uns die Gewohnheit Stabilität und Sicherheit. Zu viel davon aber macht uns unflexibel und starr. Das gilt für Individuen genauso wie für Unternehmen oder Arbeitsgruppen. Man geht die vertrauten Wege, ohne noch wahrzunehmen, was rechts und links davon geschieht. Der Berliner Verhaltenstherapeut Nicolas Hoffmann weiß: »Achtsamkeit, Spontaneität und Neugierde sind die Gegenpole zur Gewohnheit« und rät Führungskräften zu einer gesunden Balance zwischen Routine und Aufgeschlossenheit.  

 

Auch seinen Suchtpatienten empfiehlt Hoffmann den Versuch, den gewohnten Auslösereiz einfach mal mit einer neuen Handlung zu verknüpfen. Denn neue Gewohnheiten zu etablieren ist einfacher, als alte abzulegen. Man kann sich beispielsweise angewöhnen, die ersehnten Glücksgefühle zusätzlich durch sportliche Bewegung hervorzurufen. Bei größeren Zielen hilft es außerdem, sein Vorhaben in kleine Schritte zu unterteilen – und diese jeweils bewusst zu belohnen. Zum Beispiel eine morgendliche Joggingrunde: Die vage Aussicht auf eine schlankere Figur reicht nicht aus – ein anschließendes leckeres Frühstück ist da deutlich konkreter. Hat man die erste Hürde geschafft und einen neuen Auslösereiz etabliert, wird diese gute Gewohnheit zum Selbstläufer. 

 

Wie man es mit den Gewohnheiten allerdings gänzlich übertreiben kann, beschrieb der französische Schriftsteller Jules Renard augenzwinkernd anhand der täglichen Routine einer seiner Romanfiguren: »Das Mittagessen kaute er auf der rechten, das Abendessen auf der linken Seite …«  

 

 

In diesem Sinne vebleibe ich in gewohnter Gelassenheit:  

 

Ihre Violeta Mikić

 

 

 

 

 

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