Pausenbrief 02 | 2018
Tue Gutes und rede darüber – wie viel Eigenlob ist eigentlich erlaubt?
Über List und Tücken der positiven Selbstdarstellung
Liebe Leser,
falls Sie nicht mitgezählt haben sollten oder Späteinsteiger sind: Hiermit serviere ich den nunmehr 50. Pausenbrief! Und bin stolz auf dieses kleine Jubiläum. Immer wieder bestätigen mir zahlreiche Abonnenten, wie gelungen, »buchstäblich begeisternd« sie meinen monatlichen Newsletter finden. Das geht runter wie Öl, und ich erzähle auch meinem sozialen Umfeld gern davon. Aber wie viel nach außen getragene Selbstgefälligkeit ist eigentlich erlaubt, wer will es hören? Das werde ich in den folgenden Zeilen auf den Prüfstand stellen. Und wie immer heißt es dabei: Genießen Sie Ihre Pause!
Eigenlob stinkt, sagt der Volksmund. Im Umkehrschluss müsste Selbstkritik also duften? Das wohl kaum. Immerhin ist Selbstkritik ein gesellschaftsfähiger Begriff, ein anerkanntes internes Korrektiv für das eigene Agieren. Um ihr Gegenteil ist es vergleichsweise schlecht bestellt: Leute, die bei jeder Gelegenheit ausgiebig von ihren Fähigkeiten und Errungenschaften schwärmen, gehen uns eher auf die Nerven. Aber insbesondere im Business-Alltag kommt man oft nicht umhin, sich ins beste Licht zu rücken: Karriere- und Gehaltsverhandlungen oder Kundenakquise vertragen keine falsche Bescheidenheit. Weder Übertreibung noch Understatement führen zum Ziel. Wie immer kommt es auf eine ausgewogene Balance an, um glaubwürdig aufzutreten. Um diese auszuloten, ist vorab eine realistische Selbsteinschätzung gefragt. Einfach mal aus der eigenen Haut schlüpfen und sich (möglichst neutral) von außen betrachten. Oder Freunde, Kollegen und Bekannte fragen. Wie gut bin ich, und wenn ja, warum? Diese einfache Recherche-Strategie bringt oft verblüffende Erkenntnisse.
Am besten übt man die Selbstdarstellung vorab im stillen Kämmerlein, oder vielleicht gegenüber einem nahestehenden Menschen. Sich selbst loben können und stolz auf sich zu sein, ist, sofern es im rechten Maß geschieht, völlig legitim – und förderlich für unser Selbstwertgefühl. Es verleiht Zuversicht, Motivation und stärkt die eigene Ausstrahlung. Fazit der Kommunikationsexperten: Nur wer sich für die eigene Sache begeistert, kann auch andere mitreißen. Alles gut? Mitnichten. Denn freilich geht der Schuss schnell nach hinten los – Genosse Prahlhans lässt grüßen!
Dabei ist es nicht allzu schwer, den unvermeidlichen Ich-Bezug etwas zu relativieren. Zum Beispiel mit eingestreuten Respektbekundungen ans Gegenüber. Der Jobwechsler findet erst einmal das neu anvisierte Unternehmen cool, der um Aufstieg bemühte Mitarbeiter lobt die Führungsqualität seines Vorgesetzten, der Händler den guten Geschmack des Kunden. Freilich muss man dabei auch wirklich meinen, was man sagt. Also bloß keine falschen Komplimente! Und schon müffelt das Selbst-Marketing gar nicht mehr so verdächtig nach einem aufgeblähten Ego – der Weg ist gebahnt, um auch die eigenen Vorzüge klar und sicher herauszustellen.
Eine hervorragende Gelegenheit hierfür bietet außerdem jedwedes Jubiläum. Kaum eines kommt ohne Laudatio aus, kaum einer käme auf die Idee, sich daran zu stören. Oder gar zu sagen: »50 Jahre? Tolle Sache. Aber jetzt reicht‘s dann auch mal.« Bei Jubiläen wird auf das Gelingen geschaut, das Erreichte, die Leistung. Das gilt sowohl für große Unternehmen wie auch für private Errungenschaften, etwa sich rundende Hochzeitstage. Oder eben für diesen 50. Pausenbrief.
Ich freue mich über alle Leser, die mir seither die Treue gehalten haben.
Mit einem herzlichen Dankeschön:
Ihre Violeta Mikić.
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