Violeta Mikić

Pausenbrief 10 | 2025

Wenn das Handy Theater spielt

Liebe Lesererinnen, liebe Leser,

die Biester heißen "Märchenstunde", "Arpeggio", "Berghütte", "Schritte", "Wasserkessel", "Motorrad" oder "Piano-Riff". Ein Angebot existiert, das heißt "Klassisch" und hat vielerlei Unterangebot. Da gibt es alles von "Alte Hupe" bis "Flipperautomat", "Sonar" bis "Timba-Trommel", von "Auftakt", gern "kosmisch", bis "Xylophon". Ahnen Sie's? Es soll Großväter auf der Welt geben, die sich statt Trommeln das liebliche Nachtgeschrei der ersten Enkelin, als sie zwei war, draufgespielt haben. Und natürlich stehen Abertausende von Geräuschen im Internet zum Free-Download bereit, angesichts derer es zu erstaunlich ist, dass das, was man früher einmal "das Klingeln des Telefons" nannte, hin und wieder überhaupt noch etwas von sich gibt, das einen Bezug zu Klang besitzt.


Ich rede von den Tönen im Handy. Genauer gesagt, von den akustisch-synthetischen Short-Cuts, die im Grunde alle gleich klingen. Unterschied ist höchstens, wie stark das Schockmoment ist, wenn das Handy meines Sitznachbarn – äh, wie sag ich das nun: also wenn so ein Telefon arpeggiert. Oder dampft, flippert oder xylophonisiert.


Und mit all dem sitze ich dann im Konzert. Oder im Theater. Die Festspielsaison ist noch nicht zu Ende. War etwa nicht auch bei Ihnen kürzlich einmal Handyklingeln während einer Vorstellung dabei? Keine ewige Alte Hupe, deren Inhaber*in vom eigenen Handysignal taub gemacht worden sein muss, bevor sie oder er abnehmen konnte. Nein, ich kann unmöglich mit dieser Erfahrung allein sein. Die Vorstellungen, in denen ich war, waren sämtlich ausverkauft. Deswegen klingelt es ja auch. Mein eigenes Handy ist auf stumm geschaltet, ergo... Ich selbst würde diese Pein coram publico gar nicht aushalten, die jemand haben muss, dessen Enkelin das Düsseldorfer Parkett zusammenschreit, während oben Pyramus seiner Thisbe durch eine Wand von der Liebe flüstert.


Aber kann das nicht jedem mal passieren? Ich finde, nach rund 30 Jahren "Kommunikationszeitalter" sollte sich herumgesprochen haben, wie die "Aus"-Schalter unserer Geräte zu bedienen sind. Wenn ich schlafen gehe, mache ich doch auch das Licht aus – 


...und träume von "Viereck" – wie das klingt und warum bloß? 


Guten Morgen,


gelingende Kommunikation!


Ihre Violeta Mikic.