Violeta Mikić

Pausenbrief 10 | 2016

Brodelnde Gerüchteküche:
Wir spielen Stille Post
Was uns alles so zu Ohren kommt, verdient Skepsis

Liebe Leser,

»Sie haben Post!« Neben meinem Pausenbrief trudeln vermutlich viele Nachrichten mehr in ihre E-Mail-, Whats-App- oder Was-auch-immer-Accounts. Auch der tägliche Flurfunk – ein salopper Smalltalk zwischen Tür und Angel – von der unteren Büroetage bis hin zur Vorstandebene fordert unsere Aufmerksamkeit. So manche brandheiße Neuigkeit sollten Sie allerdings mit Vorsicht genießen. Warum? Das erfahren Sie hier. Und wie immer heißt es dabei: Genießen Sie Ihre Pause!  

 

Schon mal »Stille Post« gespielt? Das klassische Unterhaltungsprogramm auf Kindergeburtstagen ist irgendwie nicht totzukriegen, es ist einfach zu schön. Einer denkt sich einen Satz aus, flüstert ihn seinem Sitznachbarn ins Ohr, der gibt sie weiter, und so geht es reihum – bis am Ende eine völlig entstellte Botschaft herauskommt. Wie haben wir uns kaputtgelacht, wenn aus einem »zeitungslesenden Opa« ein bizarr zerfleddertes »Europa« wurde! Kein Stein blieb auf dem anderen – welch herrlicher, surrealistisch anmutender Unsinn entstand dabei! 

 

Weniger lustig geht es in der Erwachsenen-, gar der Business-Welt zu. Hier wird »Stille Post« auf Teufel komm raus gespielt. Allerhand zunächst korrekte (Teil)-Informationen machen, hinter vorgehaltener Hand gewispert, unvollständig und zunehmend verzerrt weitergegeben, die Runde. Heraus kommen mannigfaltige Gerüchte und krude Verschwörungstheorien. Warum? Weil die nun mal spannender sind als graue Wahrheiten. Was der eine noch als Spekulation kennzeichnet, ist für den nächsten schon Gewissheit. Dahinter steckt nicht unbedingt eine böse Absicht, sondern eine vorschnelle und unaufmerksame Kommunikation, gepaart mit Sensationslust. Nicht umsonst genießen die fetten Schlagzeilen der Regenbogenpresse höhere Auflagen als die Bleiwüsten seriöser Berichterstattung.  

 

Keine Frage: Klatsch, Tratsch und Gerüchte sind seit Urzeiten nicht wegzudenkende Bestandteile menschlicher Kommunikation. Sie liegen in unseren Genen. Wir manifestieren auf diese Weise soziale Ordnungen, positionieren uns, schaffen Abgrenzungen – eine notwenige Interaktion, die manche Biologen gar als Weiterentwicklung des selektiven Lausens und Fellkraulens unserer nächsten Verwandten, den Affen, verstehen. Die Primaten pflegen, so meine ich, einen gesünderen Umgang miteinander. Kein Schimpanse muss einen Shitstorm auf Facebook fürchten, und selbst die größten Außenseiter genießen die Toleranz ihrer Artgenossen. 

 

Wir Menschen hingegen vermögen uns täglich aufs Neue zu kontrollieren, Informationen zu filtern und Notwendigkeiten wahrheitsgetreu wiederzugeben. Insbesondere für Führungskräfte gilt: Schluss mit dem Gerede, klare Worte sind gefragt!  

 

Eine transparente, klare Kommunikation finden Sie im Übrigen auch auf meiner neu konzipierten Homepage unter violeta-mikic.de: Schauen Sie ruhig mal rein! 

 

Herzlich:  

 

Ihre Violeta Mikić.