Violeta Mikić

Pausenbrief 01 | 2017

Das Selbstgespräch – Autokommunikation mit Tiefgang
Wer vor sich hinplappert, hat mehr vom Leben

Liebe Leser,

herzlich willkommen in diesem neuen Jahr, das in weltpolitischer Hinsicht turbulent zu werden verspricht. Während sich die Medien derzeit mit wilden Spekulationen überschlagen, möchte ich zur Besinnung aufrufen. Wo fangen wir damit an? Bei uns selbst. Alsdann wünsche ich Ihnen eine konstruktive Pause und gute Unterhaltung!  

 

Ein simples Beispiel. Am Montagmorgen steht ein wichtiges Kundengespräch an. Als ich aus der Tür haste, klopfe ich meine Taschen ab: Handy, Schlüssel – habe ich alles dabei? »Ach, da sind sie ja!« So oder so ähnlich klingen sie, die alltäglichen Selbstgespräche, die auf andere mitunter »ausgesprochen« befremdlich wirken. Bin ich verrückt? Wohl kaum. Psychotherapeut Dirk Wedekind von der Universität Göttingen weiß, dass Autokommunikation dazu dient, sich zu strukturieren, Gedanken und Gefühle zu fokussieren. Ihm zufolge ist mein Verhalten also kerngesund – sofern ich negative Aussagen wie »Das schaffst du nie!« meide. Gemeint ist: Wir können uns wahlweise Misserfolge »einreden« oder Mut zusprechen.  

 

Kleinkinder machen es vor: Sie beginnen im Alter von etwa zwei Jahren, fröhlich vor sich hin zu brabbeln. Es sind die ersten Schritte, mit denen sie Erlebtes verarbeiten, sortieren und reflektieren. In der Schulzeit beginnen die meisten von ihnen, ein Schamgefühl gegenüber der Außenwelt zu entwickeln, die Kinderstimme verstummt, das Paradies ist verlassen. Schade eigentlich. Eine Studie der Universität von Virginia zeigt, dass Kinder, die frank und frei mit sich selbst sprechen, ihnen gestellte Aufgaben schneller lösen als diejenigen, welche die Übung schweigend angehen. Auch Spitzensportler bereiten sich durchaus lautsprachlich auf ihre Bewegungsabläufe oder Streckenabschnitte vor. Peinlich? Nicht die Bohne.  

 

So halte ich es auch auf dem Weg zu meinem Termin. Ich gehe meine Gedanken noch einmal durch, spreche sie laut aus. Diese Methode fördert meine Konzentration und auch die Souveränität, mit der ich den Geschäftspartnern begegne. Gut gewappnet, im Einklang mit mir selbst, handele ich an diesem Morgen einen guten Deal aus. Allein im Verhandlungsgespräch ist ein adäquates Maß an Selbstkontrolle – sprich: emotionale Diskretion – gefragt. Doch kaum bin ich aus der Tür, lasse ich meiner Freude auf offener Straße mit einem juvenilen Ausdruck freien Lauf: »Wie geil ist das denn!« Hoppla, hat jemand hingehört? Mein spontaner Jubel scheint niemanden zu irritieren. Im Zeitalter der Smartphones erfüllt so allerhand autistisch anmutendes Stimmengewirr den Äther, da fällt man kaum auf.  

 

Zu guter Letzt möchte ich Ihnen noch einen Lesetipp zum Thema ans Herz legen. In Lewis Carrolls zeitlosem Klassiker »Alice im Wunderland« aus dem Jahr 1865 navigiert die Protagonistin zielsicher durch all die Irrungen und Wirrungen, die ihr widerfahren – mittels Selbstgesprächen. Was wir daraus lernen können? Wer auf die eigene Stimme hört, ist gut beraten.  

 

In diesem Sinne verbleibe ich mit den besten Wünschen für ein erfolgreiches 2017 –  

 

Ihre Violeta Mikić. 

 

 

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