Violeta Mikić

Pausenbrief 08 | 2017

Kleine Auszeit – große Wirkung
Pause machen will gekonnt sein!

Liebe Leser,

beim Schmökern dieser Zeilen lehnen Sie sich womöglich gerade gemütlich zurück, lassen wohl die Arbeit für einen Moment ruhen. Aber aufgepasst: Auch der Müßiggang im Miniformat will gekonnt sein. Nachfolgend erfahren Sie einiges über die Kunst der Pause. Und wie immer heißt es dabei: Genießen Sie dieselbe! 

 

Pausen zählen nicht minder als die tägliche Arbeit zu den tragenden Säulen unseres Daseins. Sie dienen der Erholung, mitunter gar der Erlösung (etwa bei der sechsstündigen Opernaufführung auf den Wagner-Festspielen in Bayreuth, aber auch bei so mancher Business-Tagung). Wir brauchen diese Ruhezonen zwischen Anstrengungen wie Vergnügungen – und das von der Wiege bis zur Bahre. Schon Säuglinge gönnen sich an der Mutterbrust instinktiv gelegentliche Trinkpausen. 

 

Komponisten nutzen die stillen Momente als dramaturgisches Mittel. »In der Musik ist die Pause«, erklärte der jüngst verstorbene Kulturkritiker Prof. Joachim Kaiser, »eine höchste Form der Intensität.« Gleichermaßen rhythmisieren Pausen unser Lebenstempo und stärken unsere Leistungsfähigkeit.  

 

Die wenigsten Pausen kommen von allein – man muss sie bewusst einlegen, eine Unterbrechung herbeiführen. Aber aufgepasst: Sie sollte wohlplatziert sein. Wer sich etwa anschickt, einen kurzen Hang hinaufzuradeln, sollte sein Vorhaben möglichst konsequent durchziehen; nach einer Rast fällt das Aufsteigen umso schwerer. Bei der ausgedehnten Wanderung hingegen empfehlen sich regelmäßige Augenblicke des Verweilens. Und wo wir schon einmal bei sportlichen Vergleichen sind, ein wohlmeinender Gruß an alle Workaholics: Unser Gehirn ist von Natur aus ein flotter Sprinter, der regelmäßig verschnaufen muss – kein Marathonläufer, der permanent auf Hochtouren läuft. Schon der antike römische Philosoph Ovid mahnte uns: »Was ohne Ruhepausen geschieht, ist nicht von Dauer.« 

 

Da wäre noch jene Art der Pause, die mit Müßiggang wenig zu tun hat – die rhetorische Kunst des Schweigens. Altbundeskanzler Helmut Schmidt war in dieser Disziplin ein wahrer Meister seines Fachs. Er setzte gezielte Pausen in seinem Redefluss, insbesondere nach wichtigen Statements, um die Aussage intensiver wirken zu lassen. Ein praktikables Instrument, das ein wenig Übung erfordert, aber nicht nur von Führungskräften und Personen des öffentlichen Lebens gern genutzt wird. Ein guter Komiker lässt seiner Pointe ebenfalls ein wenig Zeit, und der Moderator atmet tief durch, während er verkündet: »Der Gewinner ist …«  

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine schwungvolle Rückkehr aus der wohlverdienten Sommerpause:  

 

Ihre Violeta Mikić. 

 

 

 

 

 

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