Violeta Mikić

Weihnachten 12 | 2020

Trauen wir uns fröhlich zu sein?!

Sehr geehrte Kund*innen, liebe Geschäftspartner*innen und Freunde,

ein Jahr geht zu Ende, das viele als ein Jahr des Getrenntseins wahrgenommen haben dürften. Die Pandemie hat uns in Notordnungen gezwängt, die von der Distanz abhängen, die jeder zum Nächsten einzuhalten hat. Das ist nicht nur ungewohnt, das ist eine Belastungsprobe, denn wir sind doch soziale Wesen, die Nähe brauchen, um seelisch gesund zu bleiben.


Gleichwohl möchte ich ehrlich sein, nicht auch noch die Augen verschließen, da schon der Mund hinter einer Maske liegt: Haben wir nicht schon viele Jahre lang in einer entfremdeten Gesellschaft gelebt? Hat sich nicht ein Riesenabstand zu unseren Träumen und Hoffnungen eingenistet, wie wir wirklich sein wollen auf diesem bunten Planeten? Es gibt politisch gerechnet mehr Mauern denn je. Wir aber geißeln 1,5 Schutzmeter. Auch das ist, empfinde ich, verhältnislos, allzumal "Getrenntsein" ja nichts Böses ist. Im Gegenteil, es ist auch ein Vermögen, in sich alleine stehen zu können, anderen nicht immer gleich auf den Pelz zu rücken. Die Liebe selbst ist kein Produkt nur von Nähe, sondern immer auch Effekt eines reflektierten Umgangs mit Abstand zum Anderen.


Könnten wir insofern die neuen Distanzregeln nicht auch vorsichtig nutzen? Zum Beispiel als Spiegel, in dem sich erkennen lässt, wie groß das Niemandsland längst geworden ist, das zwischen uns liegt jenseits von Maskenpflicht und den Tücken der digitalen Kommunikation. Wäre das nicht ein Beitrag zur Weihnachtsbotschaft 2020? – Niemandsland überbrücken, ohne Grenzen zu verletzen!


Ich möchte mich bei Ihnen allen für ein besonderes Jahr bedanken. Ein Jahr, in dem Sie mir im Abstand die Treue gehalten haben, und ein Jahr, in dem Nähe zu einer Art kritischem Frohlocken geworden ist.


Ich wünsche Ihnen eine bewusst festliche Zeit und eine heilige Nacht, in der wir uns trauen, fröhlich zu sein.


Bis zum nächsten Jahr verbleibe ich von Herzen


Ihre Violeta Mikic.